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Peer-to-Peer Support zur Stärkung der Resilienz

utekorinth

Bild von WOKANDAPIX auf Pixabay

Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ein vielversprechender Ansatz, der sich in verschiedenen Branchen bewährt, ist das Peer-to-Peer Coaching. Es stärkt nicht nur den kollegialen Zusammenhalt, sondern fördert gezielt die individuelle und kollektive Resilienz.


Von der Praxis lernen: Die Helpline von Netzwerk Recherche


Im November 2023 startete Netzwerk Recherche eine anonyme Helpline für Journalistinnen und Journalisten. Das Besondere daran: Hier beraten erfahrene Kolleginnen und Kollegen andere Medienschaffende bei beruflichen und persönlichen Herausforderungen. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass gerade das Gespräch auf Augenhöhe besonders geschätzt wird – ein Kernprinzip des Peer-to-Peer Coachings.


Resilienz durch kollegiale Unterstützung


Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann aktiv entwickelt werden. Peer-to-Peer Coaching hat die Chance, dabei eine Schlüsselrolle zu spielen.


  • Erfahrungsaustausch: Peers teilen Bewältigungsstrategien, die sich in ähnlichen Situationen bewährt haben


  • Perspektivwechsel: Im Gespräch mit Kollegen entstehen neue Sichtweisen auf Herausforderungen


  • Selbstwirksamkeit: Die Erkenntnis, dass andere ähnliche Situationen gemeistert haben, stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten


  • Soziale Ressourcen: Das Wissen um verfügbare Unterstützung erhöht die psychische Widerstandskraft


Warum Peer-to-Peer Coaching funktioniert


Der Erfolg dieses Ansatzes basiert auf mehreren Faktoren, die sich auf alle Branchen übertragen lassen:


1. Branchenkenntnis: Peers kennen die spezifischen Herausforderungen aus eigener Erfahrung. Ein IT-Experte versteht die Belastung durch ständige Erreichbarkeit, eine Pflegekraft die emotionale Erschöpfung im Umgang mit Patienten und Patientinnen


2. Niedrige Hemmschwelle: Der kollegiale Austausch fühlt sich weniger formal an als professionelle Therapie. Das macht es leichter, sich zu öffnen und Hilfe anzunehmen.


3. Praxisnahe Lösungen: Peers können konkrete Strategien teilen, die sich in ähnlichen Situationen bewährt haben.


Die Herausforderung der Stigmatisierung


Ähnlich wie im Journalismus kämpfen auch andere Branchen mit der Stigmatisierung psychischer Belastungen. Ob in der Führungsebene, im Vertrieb oder in der Produktion – oft herrscht die Vorstellung vor, man müsse "stark sein" und dürfe keine Schwäche zeigen. Peer-to-Peer Coaching kann hier eine Brücke bauen und zur Entstigmatisierung beitragen.


Resilienzförderung in der Praxis


Für Organisationen, die ein resilienzbewusstes Peer-to-Peer Coaching-System aufbauen möchten, sollten folgende Aspekte beachtet werden:


  • Sorgfältige Auswahl und Schulung der Peers

  • Regelmäßige Weiterbildungen zu Stressmanagement und Krisenbewältigung

  • Vernetzung der Peers untereinander

  • Supervision für die Peers zur Stärkung ihrer eigenen Resilienz


Der Weg zu einer resilienten Unternehmenskultur


Peer-to-Peer Coaching ist mehr als nur kollegiale Beratung – es ist ein Kulturwandel hin zu mehr Offenheit, gegenseitiger Unterstützung und gestärkter Resilienz. Was im Journalismus begonnen hat, kann in allen Branchen Schule machen. Denn resiliente Mitarbeitende sind nicht nur krisenfester, sondern auch innovativer und leistungsfähiger. Am Ende sind es oft die Gespräche auf Augenhöhe, die den entscheidenden Unterschied machen – für einzelne Personen und für die gesamte Organisation.


Text: Ute Korinth

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